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Toni Schönfelder A lifetime of innovation



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Toni Schönfelder
A lifetime of innovation

Was es heißt, heute Israeli zu sein Der Traum vom Frieden ist zerstört. Ein Wunder nicht in Sicht. Die Juden aber werden bleiben und in nachtschwarzer Finsternis auf ein Fünkchen Licht warten Von Yoram Kaniuk Bevor ich mich in der vergangenen Woche nach Berlin aufmachte, um an einem Kongress der Friedrich-Ebert-Stiftung teilzunehmen, hörte ich mir Verdis Requiem an, dargeboten von einem Prager Chor. Der ursprünglich vorgesehene Dirigent hatte Angst, nach Israel zu kommen, und sagte wie zwei seiner Solisten den Auftritt ab. Es fand sich Ersatz, und der riesige Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Am Morgen desselben Tages war ein elf Monate altes Mädchen durch einen arabischen Scharfschützen tödlich verwundet worden. Der Vater des Mädchens gab im Fernsehen ein Interview und sagte, er werde hier bleiben, und in seinen Augen blitzte biblischer Fanatismus auf. Der Interviewer fragte, warum die Siedler ihre Kinder nicht in Sicherheit brächten. Der Vater erwiderte mit bitterem Lächeln, im Lande Israel werde niemand evakuiert. Man hielt ihm vor, während des Unabhängigkeitskrieges von 1948 seien sehr wohl Menschen evakuiert worden, doch er wirkte unbeeindruckt wie einer der antiken Propheten. Man konnte sich vorstellen, wie er auszieht, um im Namen des Herrn der Heerscharen Rache zu üben. Im Radio hieß es, Israel erwidere das Feuer. Am nächsten Morgen sagten sie in den Nachrichten, die Terroristen hätten am gestrigen Abend Rache für das erwiderte Feuer genommen. Nun, so hieß es, werde man erneut reagieren. Radikale Rabbiner rufen im Namen des Judentums, das niemals Rache oder Gewaltanwendung gekannt und das Leben stets der Herrschaft über ein Land vorgezogen hat, dazu auf, den Feind zu schlagen. Muslimische Extremisten schwören, Dutzende von Selbstmordattentätern in jeden Winkel Israels zu entsenden, was sie in der Tat ständig versuchen. Noch haben die Sicherheitsorgane die meisten Attentatsversuche vereitelt, doch nicht alle und nicht immer. Ich zog los, eine Winterjacke zu kaufen, denn trotz des warmen Frühlingswetters wurde mir gesagt, in Berlin sei es kalt. In einem kleinen Laden fand ich eine letzte, aus der Winterkollektion noch übrig gebliebene Jacke. Neben dem Geschäft im Dizengov-Center in Tel Aviv standen Tausende von Israelis Schlange, weil Ikea seine erste Filiale im Land eröffnet hatte und alle schwedische Betten und Stühle kaufen wollten. Unterdessen erfuhr man, dass noch ein Soldat getötet worden sei. Vier junge Palästinenser wurden verwundet, einer von ihnen tödlich. Wie in den gesamten letzten sechs Monaten - nein, um die Wahrheit zu sagen -, wie während der gesamten siebzig Jahre, die ich hier lebe, und auch in den zehn Jahren vor meiner Geburt, als meine Mutter sich als junges Mädchen um Dutzende getöteter Juden kümmerte, die mit abgerissenen Gliedmaßen und geschändet im Hof des Gymnasiums Herzliya lagen, haben wie immer alle das Recht auf ihrer Seite, schießen zurück, erwidern nur das Feuer oder üben Vergeltung. Die Araber schießen auf Fahrzeuge von Zivilisten, und die israelische Armee sprengt Häuser in die Luft. Doch dessen ungeachtet ist in Netanja ein Bus von einem Selbstmörder in die Luft gejagt worden, hat ein weiterer Bus, gesteuert von einem Araber, den es nach Rache verlangte, sechs junge Israelis getötet, die an einer Bushaltestelle standen. Ein arabisches Mädchen wurde getötet, und nach seiner Beisetzung kam es zu einem Ausbruch von Hassparolen, Steinwürfen und Schüssen. Ein ein israelischer Soldat wurde schwer verletzt, ein Palästinenser getötet und eine Israelin, die mit ihrem Wagen nach Hause unterwegs war, tödlich verwundet. Das ganze Leben lebt man mit dem Schwert in der Hand Und im Kibbuz Nachal-Oz, nicht weit vom Gaza-Streifen, in einem Landstrich, der seit dem Tag der Staatsgründung immer israelisches Staatsgebiet gewesen ist, schlug ein Wasserreservoir leck. Ein Wasserreservoir ist in der Negevwüste ungefähr so viel wert wie andernorts ein Meer von Öl. Zumal in diesem Jahr, da es so gut wie keinen Winter gegeben hat und der Wassermangel akuter denn je ist. Die Bewohner des Kibbuz, die am Tag zuvor zum ersten Mal seit 1948 Mörsergranaten, die vom Gaza-Streifen aus abgefeuert wurden, abbekommen hatten, flüchteten sich auf die Dächer, bis das Wasser versickert und ein Rinnsal sich in Richtung der Gewächshäuser im Gaza-Streifen ergossen hatte. Dies hielt Jassir Arafat aber nicht davon ab, auf der Konferenz der arabischen Außenminister in Amman zu tönen, Israel setze jetzt auch Wasser im Kampf gegen die Palästinenser ein, was so klingt, als heirate man Marilyn Monroe, weil sie kochen kann. Bei derselben Gelegenheit behauptete Arafat außerdem, Israel mache von abgereicherter Uran-Munition Gebrauch. Also bitte! Würde Israel schwach radioaktives Uran einsetzen, wäre überhaupt nicht genug Platz, die Tausende von Toten zu begraben. Und so geht es Tag für Tag, Lüge und Vergeltung, Hass und Retourkutsche. Wer ist man also? Wer bin ich? Ein Israeli. Und was ist ein Israeli? Das ganze Leben und dazu das Leben der eigenen Kinder lebt man mit dem Schwert in der Hand. Wurde Israel nicht geboren, um nach zweitausend Jahren der erste sichere Ort für Juden zu sein? Nicht wie Nürnberg oder York oder Warschau. In Berlin ging alles ohne eine einzige Kugel oder auch nur ein mit Sprengstoff voll gepacktes Auto über die Bühne, einmal abgesehen von der Glasplatte, die Ullmann auf dem Platz vor der Humboldt-Universität in den Boden einsetzen ließ und durch die man die Regale der Bücher, die bei "jenem" Mal verbrannt wurden, sieht. Außerdem war es wirklich sehr kalt. Symposien wurden abgehalten. All die Schüsse und das Blut, das wir zurückgelassen hatten, gerieten zu Worten. Es sprachen Araber, es sprachen Juden. Auch Deutsche sprachen. Alles in allem eine große Zurschaustellung der arabisch-jüdischen Wunde vor den Deutschen, die sich an dem Gedanken ergötzten, dass auch die Israelis - wie einige der anwesenden Israelis selbst ausführten - ein bisschen wie Nazis seien. Ich hielt eine Rede über die Lage. Oder richtiger, die Lage hielt eine Rede durch mich. Unter den Gästen aus Israel ragte der arabische Knesset-Abgeordnete Achmed Tibi hervor. Von Hause aus Gynäkologe, hatte Tibi lange Zeit als politischer Berater Arafats fungiert, bevor er in die Knesset gewählt wurde. Immer war er mir gnomenhaft, böse und zynisch erschienen. In Berlin nun entdeckte ich, dass er Größe besitzt und über ein bezauberndes Lächeln verfügt. Dass er liebenswürdig und klug ist. In der Lobby des Hotels erfuhr er über Handy durch einen Bekannten, dass zwei israelische Jugendliche sich verlaufen hatten, bei Ramallah gekidnappt worden waren und nun den Tod vor Augen hatten. Tibi rief irgendjemanden vom palästinensischen Sicherheitsdienst an, der offenbar Bedenken hatte, worauf Tibi Arafat anrief und dann noch mit ein paar anderen verhandelte. Dabei stand er die ganze Zeit über in der Lobby des Hotels mit uns zusammen. Ich weiß nicht, mit wem er noch, außer mit Arafat, sprach, aber schließlich setzte Tibi ein Lächeln auf, rief einen israelischen Verbindungsmann an und sagte, Arafat habe zugestimmt, die beiden Jugendlichen seien außer Gefahr und bereits der israelischen Polizei übergeben worden. Ich sagte zu ihm, ich wolle ihm danken, worauf er lachte und sagte, was er immer sagt, wenn man mit ihm redet: Und was habe ich davon? Aber er strahlte etwas aus, das vielleicht Glück war und vielleicht ein Hoffnungsschimmer, dass nicht alles schwarz ist. Denn davon abgesehen ist alles rabenschwarz. Sechshundert Menschen sind in diesem Jahr bei Verkehrsunfällen bereits zu Tode gekommen. Die Israelis setzen sich nicht hinters Steuer, um nach Hause zu kommen und dort die eigene Frau umzubringen. Sie bringen unterwegs jemanden um, bauen Aggressionen ab, damit sie nach Hause kommen und nett zu ihren Frauen sein können. Sechshundert Verkehrstote sind, wenn es hoch kommt, ein paar Zeilen in der Zeitung wert, ein verwundeter Soldat oder ein getöteter Palästinenser vier ganze Seiten. Die Verhältnismäßigkeit ist schon lange auf der Strecke geblieben. Der Tod ist ein und derselbe, die Trauer der Eltern dieselbe, der Verlust der eigenen Kinder gleich schmerzhaft. Und dennoch! Israeli zu sein ist in diesen Tagen von einem Gefühl der vertanen Chancen bestimmt. Ich komme aus der Linken, werde immer noch mit ihr identifiziert und habe mein Leben lang für einen jüdisch-arabischen Frieden gekämpft. Aber Juden und Araber verstehen einander nicht wirklich. Arafat weiß sehr wohl um die Sprengkraft der Religion, zögerte nicht, zynischen Gebrauch vom provokativen Auftritt Scharons auf dem Tempelberg (der, so heilig er dem Islam auch sein mag, zuvor den Christen und noch eher den Juden als heilig galt) zu machen, indem er zu einer neuen Intifada aufrief, die zur "al-Aksa Intifada" und damit zu einem Religionskrieg zwischen einer Milliarde Muslime und fünf Millionen Juden geriet. Bei allem, was sich in den letzten tausend Jahren zwischen Juden und Deutschen zugetragen hat, verstehen sie einander besser, als Araber und Juden sich verstehen, die hier zwei Schritte entfernt von einem toten Säugling leben, getötet durch einen arabischen Scharfschützen als Vergeltung für einen der ihren, der nach Aussage der Palästinenser kaltblütig erschossen wurde. Jede Seite versucht sich einzugraben. Die Wahrheit ging verloren mit dem Tod des Oslo-Prozesses, von dem wir jahrelang träumten, um dann zu erkennen, dass wir uns geirrt hatten. Und in die Irre geführt worden waren. Wir setzten uns für diesen Prozess ein, weil er die israelische Besatzung beenden, die Siedlungen räumen und einen Frieden herbeiführen sollte, den Arafat als den "Frieden der Mutigen" zu bezeichnen pflegte. Doch der Friedensprozess starb, als das israelische Angebot in seiner letztgültigen Form, das die Forderungen der Palästinenser zu 97 Prozent erfüllte, von der palästinensischen Führung ebenso wie der amerikanische Vorschlag, der dem von Barak unterbreiteten ähnelte, abgelehnt wurde. Bei aller Klugheit verrannte sich Barak blind in die richtige, notwendige, aber unmöglich zu realisierende Konzeption. Dann kam die neue Intifada, und die Israelis gingen immer mehr auf Distanz zu ihrem Ministerpräsidenten, der auch unter Beschuss noch weiterverhandelte, ehe er im hartnäckigen Bemühen, ein Ende des Konflikts herbeizuführen, politischen Selbstmord beging und am Ende eine vernichtende Wahlschlappe erlitt. Die Linke zürnte ihm, weil er den Dschinn der Wahrheit aus der Flasche befreit hatte: dass es den Arabern gar nicht um die Besatzung zu tun ist, sondern dass sie nicht bereit sind, unsere bloße Existenz hier zu dulden. Die aus einem jahrelangen Traum frustriert erwachte Linke trat Barak ins Knie, weil der nun mal verfügbar war. Arafat, der alles tat, damit Scharon gewählt wurde, hat allem Anschein nach keine Lust, ein kleines Land mit Steuern, Wassersorgen und Abwasserproblemen zu führen, und zieht es vor, ein großer Freiheitskämpfer wie Saladin zu bleiben. Und die israelischen Araber, die zu Recht empört waren über eine Regierung, deren Polizeikräfte dreizehn demonstrierende Staatsbürger arabischer Herkunft einfach über den Haufen schossen, rächten sich an Barak, womit sie sich selbst eine riesige Kugel ins Bein jagten. Was tut man in einem Krieg - diskutiert man etwa über Kant? In Deutschland sieht man nur die paar tausend radikalen jüdischen Siedler, die erfüllt sind von kaltem Hass, Gezeter und Rachegelüsten. Was man nicht wahrnimmt, sind die 95 Prozent der Bevölkerung, die keine ultraorthodoxen Fanatiker sind, die keine lächerlichen Verkleidungen tragen und ihre Kinder nicht opfern. Man stelle sich einmal vor, Deutschland würde heute auf jedem Nachrichtenkanal der Welt mit Bildern von ein paar tausend Neonazis dargestellt, die Hand zum Gruß erhoben und "Heil" grölend. Was das Fernsehen heute zeigt, ist Krieg. Würde einer heute in Berlin in aller Ruhe zuschauen, wenn die deutsche Hauptstadt Nacht für Nacht beschossen würde wie die Hauptstadt Israels? Ist Granatfeuer gegen israelische Ortschaften kein Krieg? Und was tut man in einem Krieg? Sitzt man und diskutiert Kants Sittenlehre? Oder kämpft man, um zu überleben, jede Seite auf das eigene Überleben bedacht? Soldaten lernen nicht, Spinozas Ethik herunterzubeten, sondern zu töten und zu versuchen, nicht getötet zu werden. That's the name of the game. So wird es vielleicht noch vierzig Jahre weitergehen, werden auch dann noch die Söhne der Enkel meiner Generation, die den Staat gegründet hat, ausziehen, um zu dienen und in sinnlosen Schlachten zu sterben. Genau wie die Urenkel jener Männer, gegen die wir 1948 gekämpft haben. Achmed Tibi und ich verstehen einander. Wir wollen bestimmt nicht dasselbe, aber er weiß wie ich, dass es jetzt nicht hilft, nach Frieden zu suchen, sondern eine behutsame Trennung und Formeln hermüssen, um die Feindschaft abzukühlen und ein gemeinsames Leben auf des Rasiermessers Schneide zu ermöglichen. Und so nimmt das Leben weiter seinen Gang zwischen einem Konzert des Philharmonieorchesters und den Truthähnen, die Israel in das von MKS heimgesuchte Europa exportiert. Einer, der damit ein Vermögen gemacht hat und neben mir im Flugzeug von Frankfurt saß, meinte, das werde eine Weile noch so weitergehen. In Berlin ging ich in die St.-Matthäus-Kirche, um mir die Johannes-Passion von Bach anzuhören. Da saßen wir also, all die israelischen Knesset-Abgeordneten und ich, in der schönen Kirche und bekamen Texthefte verteilt. Zu den Klängen der himmlischen Musik hörten wir, was für ein guter Mensch Pontius Pilatus gewesen sei, der nicht wollte, dass Jesus stirbt, und dass nur die bösen Juden es gewesen seien, die nach seinem Blut verlangten. Die wunderbare Musik und diese Worte blieben Erinnerungen auf dem langen Weg zurück von Leipzig - der Stadt, in der einst der Bruder meines Großvaters lebte und Johann Sebastian Bach herrliche Messen mit Texten versah, aus denen der Judenhass nur so troff. Worte, die als Landmarken in den dreißiger Jahren die Odyssee von Juden aus Leipzig ins Land Israel begleiteten, als die Araber sich daranmachten, gegen diese Flüchtlinge Krieg zu führen, und am Ende Erfolg hatten, indem sie die Briten dazu brachten, die Tore Palästinas zu schließen, und der Großmufti nach Berlin fuhr, um eine muslimische Armee im Dienste der SS aufzustellen. Heutzutage Israeli zu sein bedeutet, zurück in die dreißiger Jahre versetzt zu werden. In die Zeit, als wir am Strand standen und auf die wenigen Juden aus Deutschland, Österreich und Polen warteten, denen es trotz allem gelang, sich bis nach Palästina durchzuschlagen. Und die Araber sagten, wenn in Europa die Juden verbrannt werden, warum suchen sie ausgerechnet bei uns Unterschlupf? Wir führten damals gegen die Araber Krieg und sie gegen uns. Im Alter von acht Jahren war ich einmal mit meinen Eltern in einem gepanzerten Fahrzeug unterwegs zur Ortschaft Gedera, als wir von Marar aus, dem schönsten arabischen Dorf, das ich je gesehen habe, ein riesiger Taubenschlag, der sich über den Rücken eines von Datteln und Feigenbäumen bestandenen Hügels ergoss, beschossen wurden. Ein Freund meiner Mutter starb neben mir. Damals war ich weder Siedler noch Besatzer, sondern nur ein israelischer Junge, der, obwohl sein Vater sich gewünscht hätte, er würde in Deutschland geboren, in Tel Aviv zur Welt kam, der Stadt, deren Hauptverkehrsader damals Ben-Jehuda-Straße genannt wurde, in der die meisten unserer Nachbarn Deutsch sprachen und lasen, die Restaurants deutsche Gerichte auf der Speisekarte hatten und alle neuen Häuser im Bauhausstil erbaut wurden. Seither und bis heute sind lange Jahre vergangen, in denen ich Soldat gewesen bin, zur See fuhr und jüdische Überlebende der KZs ins Land brachte, für eine jüdisch-arabische Koexistenz kämpfte und einer derjenigen war, die als Erste über Frieden sprachen, wofür ich einen hohen politischen Preis zu zahlen hatte. Auf dem Höhepunkt der ersten Intifada fuhr ich nach Ramallah, um gemeinsam mit denjenigen, die damals meine palästinensischen Freunde waren, nach einem Weg zu suchen. Doch als dann die Osloer Verträge unterzeichnet wurden - unter anderem ein Ergebnis unserer Bemühungen, für die uns Arafat persönlich dankte -, waren es meine arabischen Freunde, die jeden Kontakt zu uns abbrachen. Nicht nur sie. Heute sind so gut wie alle arabischen Intellektuellen in Israel, den besetzten Gebieten, in Jordanien und Ägypten nicht mehr bereit, Kontakt zur israelischen Linken aufzunehmen. Stattdessen gebärden sie sich wie die israelischen Rechtsaußen und sprechen im Stil von "Alles oder nichts". Alle Fluchtwege sind versperrt. Angesichts der derzeitigen Lage existiert keine Festlandgrenze zwischen Israel und der Welt mehr. Zwei kranke Völker kämpfen mit zwei unterschiedlichen Geschichtsschreibungen um ihr Leben. Und sollte es doch noch so etwas wie eine intellektuelle Debatte geben, dann wird sie nicht nur darüber geführt, was tatsächlich geschieht, sondern vor allem darüber, wer mehr und wer zuerst gelitten hat. Der einzige Lichtblick in diesen Tagen ist vielleicht, dass palästinensische Intellektuelle einen Kongress von Holocaust-Leugnern in Beirut verhindert haben. Zumal vor dem Hintergrund der Tatsache, dass mehrere hundert Millionen Araber nicht wissen sollen, dass es einen solchen überhaupt gegeben hat, da es in weiten Teilen der arabischen Welt verboten ist, sich Filme über den Holocaust anzusehen, Bücher zu diesem Thema zu lesen, und ein Film wie Schindlers Liste nicht zur Ausstrahlung zugelassen wurde. Doch nun wächst - vielleicht - die Bereitschaft, sich mit der anderen Seite des historischen Rechts auseinander zu setzen. Die Hoffnung, dieser Albtraum könne enden, ist verschwunden Alles hier ist absolut. Im Namen überlebter Religionen, die zu neuer Vitalität gefunden haben, werden hier biblische Kriege ausgetragen mit Opfern, die vor ihrem Tod noch schnell eine neue Seite ins Internet stellen. Eine junge Frau aus Ramallah verführte im Chat einen israelischen Halbwüchsigen, zu ihr nach Jerusalem zu kommen. Der arme Junge, gerade mal sechzehn Jahre alt, war Feuer und Flamme. Sie schrieb ihm aufregende Dinge, er fuhr zu ihr, sie nahm ihn in ihrem Wagen mit, angeblich zu sich nach Hause, und lieferte ihn an ihre Handlanger aus, die ihn umbrachten. Als sie in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde, hielt sie diese stolz in die Höhe, lachte und meinte, das werde uns eine Lehre sein. Alle erteilen hier allen eine Lehre. Wir ihnen und sie uns. Aber das Allerwichtigste, der Traum, dass dieser Albtraum einmal tatsächlich enden könnte, ist verloren gegangen. Der jordanische Außenminister meinte unlängst zu Arafat, nachdem dieser eine Teilung Jerusalems, die israelischen Forderungen in Bezug auf die Westmauer und auch die übrigen Vorschläge Baraks abgelehnt hatte, ein solches Angebot werde er viele Jahre nicht mehr bekommen. Aber die Logik lebt hierzulande im Herzen, welches die Logik laut Pascal nicht begreifen kann. Arafat kontrolliert Hunderte von Millionen Dollar, die die europäischen Staaten an die Palästinenser zahlen und die er mit Hilfe seiner Kameraden aus der Führungsclique auf Bankkonten in der Schweiz transferiert. Die Welt stellt Hilfsgüter zur Verfügung, aber diese gelangen nicht zu den hungernden Palästinensern. Die Israelis halten daran fest, Arafat zu dämonisieren, weil sie ihn in seiner Korruptheit trotz allem als geliebten Feind betrachten. Aber nicht der kleine, hungernde Mann von der Straße, der in Israel arbeiten will, wird es sein, der Arafat vielleicht bald in die Wüste schickt, sondern die muslimischen Fundamentalisten werden es sein, vor denen er zu Recht Angst hat. Sie bekommen finanzielle Unterstützung aus dem Iran und scheinen unbegrenzt - wie sie es nennen - "Märtyrer" rekrutieren zu können, die mit Sprengstoff am Körper die grüne Linie überwinden, sich irgendwo in Israel selbst in die Luft jagen und jeden, der in ihrer Nähe ist, mit ins Jenseits befördern sollen. Machen wir uns nichts vor, auch die israelischen Reaktionen sind schmerzhaft. Und sind sie es, dann ereifert sich die Welt über die israelische Barbarei, woraufhin die Ausgangssperren gelockert werden und man die Palästinenser hereinlässt, bis einer von ihnen ein mit Sprengstoff beladenes Autor chauffiert und erneut Ausgangssperren verhängt werden. Fliegen die Israelis Luftangriffe gegen Kommandoeinrichtungen, die sich im Vergleich zu dem, was die Nato in Belgrad veranstaltet hat, recht harmlos ausnehmen (aber hier sind nun mal wir die bad guys), tritt die scheinheilige Welt auf den Plan und sagt: Wenn ein arabischer Terrorist auf Jerusalem schießt und man ihn bestrafen will, warum muss dann jeder, der sich in seiner Nähe befindet, etwas abbekommen? Doch sobald Israel beschließt, gezielt gegen einzelne Terroristen vorzugehen und sie - wie es nun mal heißt - zu "liquidieren", schreit die Welt auf, dies sei staatlich verordneter Mord, worauf dann die guten Israelis protestieren. Und so in einem fort. Tag für Tag. Nacht für Nacht. Woche für Woche. Unterdessen füllen sich die Strände in Tel Aviv mit sonnenbadenden Israelis, die das im Frühling herrlich temperierte Meer genießen, während fundamentalistische Extremisten auf beiden Seiten dazu aufrufen, mit harter Hand vorzugehen, aus dem Weg zu räumen und zu töten. Und wer versucht, ein nüchterner, realistischer Humanist zu bleiben, steckt in der Klemme. Während des Algerienkriegs tat Albert Camus einen Ausspruch, der ihm den völligen Boykott durch die französische Linke einbrachte: Gerechtigkeit sei zweifelsohne wichtig, aber wenn Gerechtigkeit und die Möglichkeit, dass die eigene Mutter ermordet würde, einander gegenüberstünden, sei er für seine Mutter. Beide Seiten haben die historische Gelegenheit zum Frieden dahingehen lassen. Die Araber beanspruchen unser gesamtes Staatsgebiet, weil ihnen ein palästinensischer Staat in den 1967 eroberten Gebieten nicht ausreicht. Der fatale Fehler des israelischen Friedenslagers hingegen war, das eigentliche Wesen der Feindschaft nicht begriffen zu haben. Der Tod fordert unaufhörlich seinen Blutzoll. Heutzutage Israeli zu sein ist nicht weniger tragisch oder absurd als im 12. und 13. Jahrhundert ein Jude in Speyer, wo die Juden mit schöner Regelmäßigkeit abgeschlachtet wurden. Und dennoch bin ich hier, sind meine Töchter hier, mein Klima, der Hund, das Fleckchen Erde, auf dem man mich begraben wird, meine toten Eltern, die Worte, die meine Bücher schreiben. Ich weiß, dass ein Wunder nicht in Sicht ist. Eugene O'Neill hat einmal in Kaiser Jones geschrieben, dass der Mensch zerbrochen geboren werde, das Leben ein Puzzle sei und Gottes Gnade der Klebstoff. Die zurückliegenden sechs Monate, in denen die Araber dem Traum, den viele von ihnen und die Mehrheit der israelischen Linken sich als "Frieden jetzt" erträumten, den Garaus gemacht haben, haben dazu geführt, dass es für einen wie mich keinen gnädigen Gott mehr gibt. Die Friedensoption ist für viele Jahre zu den Akten gelegt. Was sein wird, weiß niemand. Vielleicht kommt es zu Interimslösungen. Aber wie bei den endlosen Kriegen der Vergangenheit zwischen Frankreich und Deutschland oder den bis auf den heutigen Tag andauernden zwischen Briten und Iren, auf dem Balkan oder zwischen Pakistan und Indien ist kein Licht am Ende des nahöstlichen Tunnels zu sehen. Die Araber sagen: Ihr habt in einem arabischen Land kein Existenzrecht, kehrt nach Berlin, Warschau und Odessa zurück, denn wir - die Araber - leben hier seit Hunderten von Jahren. Aber ich möchte meine deutsche Leserschaft nicht verängstigen. Bitte erschrecken Sie nicht! Wir werden nicht nach Wien, Berlin oder Warschau zurückkehren. Wir bleiben hier und hoffen zähneknirschend darauf, dass es in dieser nachtschwarzen Finsternis ein Fünkchen Licht gibt, das, auch wenn wir es noch nicht sehen, kommen wird.

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